Berührendes aus Afghanistan

02. Februar 2016

Angelika Graf (SPD) stellt in Feldkirchen-Westerham Bücher aus Afghanistan vor.

19 Jahre Bundestag und 19 Jahre Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte standen Pate bei der Auswahl der Bücher, die die Bundesvorsitzende der SPD AG 60plus, Angelika Graf, MdB a.D., zur Lesereihe „Gute Worte” des SPD-Ortsvereins Feldkirchen-Westerham im Gepäck hatte. Insbesondere Afghanistan, welches Sie mehrmals bereiste, dessen Kultur und das Schicksal der seit Jahrzehnten durch Krieg und Schreckensherrschaft der Taliban gekennzeichneten Menschen lassen Angelika Graf nicht los.

AG

So war es nicht verwunderlich, dass Sie ein Buch von Siba Shakib, Dokumentarfilmerin und Autorin, die sie persönlich kennen lernen durfte und die mit ihr 2 Wochen durch Afghanistan reiste, ausgewählt hatte. In „Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen” erzählt Skahib die reale Leidensgeschichte von Shirin-Gol, die ihr ihr Leben erzählt – ein Leben, das exemplarisch ist für das Schicksal Tausender afghanischer Frauen. Die „Süße Blume”, so die Bedeutung ihres Namens, wächst auf in Armut, Korangläubigkeit und Enge des islamischen Frauenbildes. Doch dann marschieren die Russen in Afghanistan ein, und Shirin-Gols Vater und ihre Brüder ziehen sich in die Berge zurück, um Widerstand zu leisten. Ihre Schwestern aber legen den Schleier ab und verführen russische Soldaten, aber nur, um sie zu ermorden. Die Frauen fliehen gemeinsam nach Kabul. Hier entdeckt Shirin-Gol einen inneren Zauber, den sie nie mehr vergessen wird und aus dem sie die Stärke für alles Kommende bezieht – für den Mann, dem sie vom Bruder als Ausgleich für Spielschulden zur Frau gegeben wird, für Verfolgung, Vergewaltigung und Flucht vor dem Taleban-Regime. Immer wieder sucht sie für ihre Familie einen Ort, der ein bisschen Geborgenheit, ein bisschen Wärme und einen Schimmer vom Glück, das Leben heißt, verspricht.

Graf liest und erzählt diese Geschichte mit ebenso so viel Empathie wie die Parabel aus dem neuesten Werk von Khaled Hosseini „Der Traumsammler”. Darin erzählt der Erfolgsautor die bewegende Geschichte zweier Geschwister aus einem kleinen afghanischen Dorf. Pari ist drei Jahre alt, ihr Bruder Abdullah zehn, als der Vater sie auf einem Fußmarsch quer durch die Wüste nach Kabul bringt. Der Vater hat die kleine Schwester an ein wohlhabendes Paar verkauft. Er weiß, dass es falsch war, aber er hofft doch auch, dass es ihr dort wirklich besser geht als in dem bettelarmen Dorf, in dem die Familie lebt. Die herzzerreißende Trennung der beiden Geschwister wird deren Leben für immer verändern. In der anschließenden Diskussion, in der die Flüchtlingskrise im Mittelpunkt stand, wurde deutlich, welche Kompetenz Angelika Graf in 19 Jahren Bundestag zum Thema Afghanistan und all der anderen von ihr bereisten Länder erworben hat und wie sie es dadurch rüberbringt, die Flüchtlingskrise mit anderen Augen zu sehen. „Einfach großartig“, so der Kommentar von SPD-Fraktionssprecher Heinz Oesterle. „Ich denke, sie war im Ausschuss für Menschenrechte eine würdige Vertreterin unserer Partei“. „Keine leichte Kost“ sagte Thomas Bode, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins und Organi­sator der Lesereihe, bei seinen ab­schließenden Dankeswor­ten (Foto). Er hoffe, das die Eine oder der Andere diese beiden Bücher aber auch die weiteren von Graf mitgebrachten Bücher: Asne Seierstad: ‚Der Buchhändler aus Kabul‘; Mariam Kühsel-Hussaini: ‚Gott im Reiskorn‘ und Michael Lüders: ‚Wer den Wind sät‘ in Gänze lesen wird. Zum Schluss bedankte er sich bei allen für die intensive und durchaus emotionale Diskussion. Er hoffe am 14. April bei der nächsten Gute-Worte-Veranstaltung wieder so viele Interessierte begrüßen zu dürfen.

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