Er leitet die Volkshochschule Holzkirchen-Otterfing, er ist SPD Ortsvereinsvorsitzender am Tegernsee und seine Leidenschaft ist Portugal. So lag es auf der Hand, dass Thomas Mandl sich für einen portugiesischen Schriftsteller entschied, den er bei unserer Lesereihe „Gute Worte“ den anwesenden Zuhörern präsentierte. Mandl las von Fernando Pessoa „Das Buch der Unruhe des Hilfsarbeiters Bernado Soares“.
Fernando Pessoa, ein portugiesischer Schriftsteller, der als Buchhändler gearbeitet hat. 1935 ist er mit 47 Jahren an Leberzirrhose gestorben. "Das Buch der Unruhe", ist einfach hinreißend, es ist poetisch klug, melancholisch, bekümmert, heiter, schwermütig, ja geradezu phantastisch.
Doch bevor Mandl seine Lesung begann zeigte er Fotos. Selbstgeschossene Fotos aus „seiner“ Stadt – Lissabon. Zu jedem Bild gab es eine Geschichte, die er voller Stolz, Freude und Ehrfurcht mitteilte. Es waren Fotos vom Tejo, aus der Altstadt, aus einem urgemütlichen Café, eine Bronzebüste von Pessoa und vieles mehr. Das war aber noch nicht alles. Mandl versetzte das Publikum langsam aber sicher in Urlaubsstimmung. Er wollte die Lust auf Portugal bei jedem einzelnen Zuhörer wecken. Er spielte den „Danca de Magoas“ (Tanz der Sorgen) vom Tablet ab.
Pessoa schreibt betrüblich über den Sinn und Unsinn der Liebe, über die Würdigkeit, Abneigung und widerwilligen Überdruss. Er reflektiert darüber, ob die Realität unsere Begierden befriedigt, über das Sein in Halbschattenprivilegien. Es geht um Morgenlicht und Abenddämmerung. Es geht um die omnipräsente Natur, um Wasser und azurnes Himmelblau.
Es gibt keinen durchgehenden roten Faden. Immer wieder ist man gebannt und fasziniert, wie Fernando Pessoa, über das Menschsein schreibt, Mensch sein in den unterschiedlichsten Lebenslagen. So erging es auch dem Publikum. Sie hatten Tränen in den Augen. Sie wollten unbedingt während der Lesung mit Mandl über Pessoa und dieses Buch diskutieren. Sie waren verblüfft, verwirrt, glücklich, es ist schwere Kost - sie freuten sich, dass Thomas Mandl sein Lieblingsbuch präsentiert.
Das Buch hat eine Klarheit der Sprache, die geradezu phantastisch ist, gerade auch im Zusammenhang damit, welche reiche Phantasie sie hat. Es ist sprachlich makellos, von umwerfender Klugheit getragen. Ein „Menschseinbuch“, das eigentlich auf jeden Nachtisch gehört.
Am Ende der Lesung bemühte Thomas Mandl wieder sein Tablet und spielte zum Abschluss zwei Lieder der portugiesischen Fado-Sängerin Mariza vor. Es war ein rundherum gelungener Abend. Die Lust auf Portugal ist gestiegen.
Der Ortsvereinsvorsitzende Thomas Bode bedankte sich mit den folgenden Worten bei Thomas Mandl: „Lieber Thomas, seit 2005 veranstalte ich Lesungen. Erst in Hamburg. Nun in Feldkirchen-Westerham. Jede Lesung ist anders. Jeder Leser bereitet sich anders auf die Lesung vor. Es gibt immer ein anderes Ergebnis. Das, was Du lieber Thomas, uns heute hier geboten hast, das war das Geilste was ich in den Jahren bei Lesungen erlebt habe! Vielen, vielen Dank für diesen magischen Moment!“
Die nächste Lesung wird am 14.07. stattfinden. Lesen wird der Thomas Bode. Bode liest: „Unglaublich, Herr Präsident! Ordnungsrufe – Herbert Wehner“