Dem Datum entsprechend – 70 Jahre Befreiung Auschwitz – las die Europaabgeordnete Maria Noichl bei der Gute-Worte-Lesereihe des SPD-OV Feldkirchen-Westerham Passagen aus Friedrich Dürrenmatts Drama „Unter Verdacht“. Für die Krimi-Freundin Noichl ein ganz besonderer Kriminalfall, den der Schweizer Kommissär Hans Bärlach, am Ende seiner Polizeikarriere angekommen, unter Einsatz seines eigenen Lebens zu lösen versucht. Eindringlich schildert Dürrenmatt, mit welcher Grausamkeit ein Lagerarzt in den KZ Operationen an Häftlingen vorgenommen hatte, ohne sie zu narkotisieren, wie er nach dem Krieg in der Schweiz unbehelligt leben konnte und um seine wahre Identität zu verschleiern auch vor weiteren schrecklichen Morden nicht zurückschreckt. Maria Noichl las dies so eindringlich, dass am Ende unter den zahlreichen Zuhörern zuerst betroffenes Schweigen vorherrschte bevor über das Unverständnis, dass aktuell eine Mehrheit der Deutschen an den Holocaust nicht mehr erinnert werden möchte, man auf die aktuelle Situation in Europa und die Arbeitsweise von Kommission und EU-Parlament zu sprechen kam. Maria Noichl verdeutlichte sehr anschaulich wie schwierig es für sie selbst war und ist in Brüssel und Straßburg zwar in den Ausschüssen abgestimmte Papiere mit zu erstellen, aber keine gesetzgeberische Maßnahme im Sinne eines Initiativrechts des Parlaments voranbringen zu können. An Beispielen aus den Ausschüssen in denen sie vertreten ist (Forstwirtschaft und Gleichstellung der Geschlechter) machte sie auch deutlich wieviel Geschick und diplomatisches Gespür es Bedarf bei der Erarbeitung eines Papiers, welches als europäische Richtlinie (nicht Gesetz) in den einzelnen Staaten umgesetzt werden soll, die Kollegen und Kolleginnen aus allen 28 Staaten „unter einen Hut zu bringen“. Für sie eine gänzlich neue Erfahrung, die aber auch neue Horizonte öffne. Thomas Bode, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins und Organisator der Lesereihe, stellte bei seinen abschließenden Dankeswor¬ten heraus, dass das Funkeln in ihren Augen deutlich mache mit wieviel Freude sie ihrer neuen Aufgabe nachgehe und bedankte sich für das an alle anwesenden gerichtete Angebot sie in Brüssel und/oder Straßburg auch unabhängig von den organisierten Reisen besuchen zu können.