Gute Worte einmal anders

Verena schmidt-Völlmecke und Alexandra Burgmaier zu Gast bei "Gute Worte"

Unterschiedlicher hätten die von den beiden SPD-Landtagskandidatinnen Verena Schmidt-Völlmecke und Alexandra Burgmaier gewählten Texte nicht sein können: Zum einen ‚Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry zum anderen die Reden von Marie Juchacz, AWO-Gründerin und erste Frau, die 1918 in einem deutschen Parlament (Weimarer Nationalversammlung) ans Rednerpult durfte sowie von Klara Zetkin, 1932 Alterspräsidentin des neu gewählten Deutschen Reichstages.

Das verbindende Wort aller 3 Texte: MUT.

Im kleinen Prinzen ist es der Mut Dinge anders zu sehen/zu malen als von anderen erwartet und damit auch neue Dinge in Sicht zu bringen: Hut oder einen Elefanten fressende Boa, Schaf oder Kiste mit vermeintlichem Schaf als Inhalt.

Vor 100 Jahren erkämpften sich die Frauen ihr Wahlrecht. Und es gehörte schon Mut dazu nicht nur passiv zu wählen, sondern aktiv im Parlament als Frau das Wort zu ergreifen. Marie Juchacz ließ sich bei ihrer Jungfernrede auch nicht durch die protokollierten Zwischenrufe des männlichen Teils des Parlaments irritieren. Und im August 1932 war es wieder eine Frau, die öffentlich viel Mut bewies: Clara Zetkin eröffnete als Alterspräsidentin die konstituierende Sitzung des Deutschen Reichstag. Gegen die wachsende Macht der Faschisten – die NSDAP war stärkste Fraktion und Göbbels wurde zum Reichstagspräsidenten gewählt - beschwor die Frauenrechtlerin ein breites Aktionsbündnis: "Vor dieser zwingenden geschichtlichen Notwendigkeit müssen alle fesselnden und trennenden politischen, gewerkschaftlichen, religiösen und weltanschaulichen Einstellungen zurücktreten.“ Nach ihrer Rede musste sie, um dem braunen Mob zu entgehen, den Reichstag über einen Hinterausgang verlassen.

Mutig war es auch die Zuhörer in die Lesung mit zu integrieren. So gab Verena Schmidt-Völlmecke die Bitte des kleinen Prinzen „Zeichne mir ein Schaf“ an die Anwesenden weiter. Und fast alle nahmen - mutig - Papier und Bleistift zur Hand und drückten ihre z.T. sehr unterschiedliche Vorstellung eines Schafes aus. Ein Schaf in der Kiste zeichnete allerdings niemand.

Sandro Kotte, frisch gewählter OV-Vorsitzender der örtlichen SPD, musste die Frage welcher Bezug zur heutigen Zeit sich aus den Texten ableiten lasse gar nicht erst stellen. Aus den Anwesenden sprudelte es vor Begeisterung heraus: Die Mahnung vor dem neu entflammten Rechtspopulismus mit all seinen bereits sicht- und hörbaren negativen Begleiterscheinungen, die Frage welche unter dem Deckmantel der Sicherheit freiheitseinschränkende Maßnahmen (PAG) bis zum Wahltag noch aus der „Söderschen Kiste“ zum Vorschein gelangen und der wohl in Summe immer noch zu geringe Mut der Frauen politisch aktiv zu werden.

Letzteres trifft zumindest für die beiden Landtagskandidatinnen nicht zu. Beide haben an diesem außergewöhnlichen, authentischen und nachwirkenden Abend eindeutig unter Beweis gestellt.

Es gilt: Zwei starke Frauen in den Landtag!